Wer hätte es damals gedacht?
Vor mehr als einem Jahr mussten wir unseren normalen Alltag komplett einschränken und konnten Deutschland nicht mehr verlassen. Auch wenn es im Sommer 2020 etwas besser ging und manche sicherlich Europa erkundet haben, können wir trotzdem seit März 2020 nicht wirklich reisen und fremde Länder erkunden.
Christopher, der 22-jährige Student aus Düsseldorf, hat es trotz der aktuellen Pandemie gewagt und ist nach Kolumbien gereist. Er war dort sechs Wochen lang in einem Freiwilligenprojekt aktiv und konnte so — trotz Corona — ein fernes Land und eine unbekannte Kultur entdecken.
Was er alles erlebt hat und wieso die Reise nach Südamerika trotz Corona machbar war, berichtet er euch in seinem Erfahrungsbericht:
Hey zusammen, mein Name ist Christopher, ich bin 22 Jahre alt und studiere in Düsseldorf Medien- und Kulturwissenschaften. Nachdem mich meine Freunde, die für AIESEC ehrenamtlich aktiv sind, gefragt haben, ob ich nicht mit AIESEC ins Ausland gehen möchte, mussten sie nicht wirklich viel Überzeugungsarbeit leisten — ich habe mich direkt für ein Freiwilligenprojekt angemeldet, da ich fremde Kulturen und reisen so liebe. Nach einigen Interviews mit den zuständigen Personen aus Kolumbien und Deutschland, und Vorbereitungen meinerseits, saß ich schon im Flieger auf dem Weg zur anderen Seite der Welt.
In Kolumbien angekommen wurde ich von dem Mitgliedern von AIESEC in Kolumbien mit offenen Armen empfangen und meine Gastfamilie hat mich in ihrem Haus mit großem Herzen aufgenommen.
Bevor mein soziales Projekt startete, haben wir viele Dinge unternommen: Wir erkundeten zusammen mit Freunden die Stadt, bestiegen eines der Berge hier im Tal, haben uns anschließend im Fluss abgekühlt und aßen Empanadas und Salchipapa, was beides sehr traditionelle Gerichte dieser Region und für Kolumbien sind.
Einmal am Projektort angekommen, wurde ich ebenfalls von den Projektleitern sehr lieb empfangen und mir wurde der Huerto (Eine Art Nutzfarm) mit seinen verschiedenen Pflanzen und die zu realisierenden Aufgaben gezeigt. Es handelt sich hier um eine Grünfläche von erstaunlicher Größe, welche zwischen einem Einkaufscenter und einer Schule liegt und dem Ganzen ein sehr schönes Erscheinungsbild schenkt.
Nach der ausführlichen Einleitung und gegenseitiger Vorstellung ging es auch schon los mit der Arbeit: Pflanzen gießen, Samen sähen, Dünger verteilen, neue Technik anbringen (wie Wasserleitungen) und das Pflanzen von Bäumen waren hierbei Hauptbestandteile meiner Arbeit auf der Farm. Aber auch kreative Arbeit wurde sehr oft an den Tag gelegt: Das Beschriften von Schildern mit den Pflanzennamen in verschiedenen Sprachen oder das Planen und Ausüben von verschiedenen Workshops und Präsentationen waren Teil meines sozialen Projektes. Jeder Tag war anders und man hat dadurch neben einer Routine sehr viel Abwechslung bekommen.
Natürlich haben sich die Mitglieder von AIESEC auch darum gekümmert, dass ich in den Events der Organisation mit eingebunden werde und somit viele neue Leute kennenlernen konnte.
Neben Sprach-, Tanz- und Leadership-Kursen wurde auch sichergestellt, dass ich trotz der Pandemie viel von der Umgebung sehen konnte. Dementsprechend war ich an den Wochenenden viel unterwegs und bereiste nahegelegene Orte und weit entfernte Städte am Meer, was für mich eines der spannendsten Aspekte meines Aufenthaltes war.
Natürlich haben sich die Mitglieder von AIESEC immer versichert, dass ich mich nicht in gefährliche Situationen begebe und es war der Konsens beider Seiten notwendig, denn was wir nicht vergessen dürfen: Corona hält uns immer noch fest im Griff.
Die Stadt Valledupar, in der ich mein soziales Projekt absolvierte, ist einer der grünsten Städte Kolumbiens und ist umgeben von riesigen Bergen und großen Talflächen. In ihr verläuft ein Fluss mit glasklarem und eiskaltem Wasser.
Es gibt eine Vielzahl an touristischen Sehenswürdigkeiten, Restaurants, Bars, Hotels und Parkanlagen, die eine abwechslungsreiche Erfahrung versprechen und der Stadt ein gewisses Etwas verleihen. Des Weiteren findet das Musikgenre Vallenato hier seinen Ursprungsort und man hört dementsprechend an jeder Straßenecke Lieder dieser Art. Ich hatte mich vor meiner Reise verliebt in dieses Genre (mein Buddy aus Kolumbien hat mir sehr viele Lieder geschickt) und fand es folglich als schöner Nebeneffekt der Musikstadt.
Durch mein soziales Projekt musste ich meine eigene Komfortzone verlassen, sodass ich mich selbst weiterentwickeln konnte und neuen Herausforderungen offener gegenüberblicke: Ich als introvertierter Deutscher war auf einem Moment zum anderen umgeben von Kolumbianern, die erstaunlich viel Energie besaßen und natürlich das komplette Gegenteil von mir waren. Dennoch fiel es mir nicht schwer in kurzer Zeit sehr viele nette Leute kennenzulernen; darunter befinden sich heute auch einige Personen, welche ich zu meinen engsten Freunden zählen kann.
Dank des Freiwilligenprojektes mit AIESEC konnte ich internationale Freundschaften aufbauen, die ich trotz der kurzen Zeit für mein Leben lang im Herzen behalten werde. Ich bin so dankbar, eine so schöne Erfahrung mit so großartigen Menschen geteilt zu haben. Ich ertappe mich dabei alte Fotos anzuschauen und verfalle direkt in eine Gefühlsmischung aus Glücklichkeit, Nostalgie und Melancholie. Wir haben so viel zusammen erlebt, dass es nun wie ein Schock ist, die gleichen Personen nicht um mich zu haben.