Ihr möchtet ins Ausland und neue Erfahrungen sammeln? Ihr wisst nicht, ob Praktikum oder doch soziales Projekt im Ausland? Ihr interessiert euch für ein Projekt in Brasilien?
Häufig ist es sehr schwer, sich nur basierend auf einer Tätigkeitsbeschreibung ein konkretes Bild vom Alltag während eines Auslandsaufenthaltes zu machen. Daher möchte ich euch im Folgenden ein bisschen darüber erzählen, wie ein typischer Arbeitsalltag während meines Freiwilligenprojektes mit AIESEC in Brasilien aussah, damit ihr wisst, welche Erfahrungen euch erwarten.
Mein Name ist Saskia und ich studiere in Münster Psychologie mit dem Schwerpunkt Personal- und Wirtschaftspsychologie. Im Februar und März 2020 habe ich ein Freiwilligenprojekt in einer kleinen NGO in Sao Carlos in Brasilien gemacht. Die geplante Projektzeit betrug sechs Wochen und hat dadurch perfekt in meine Wintersemesterferien gepasst.
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Ich gebe zu, dass es mich während der Planung zunächst etwas traurig gemacht hat, dass ich aufgrund des direkt im Anschluss beginnenden Sommersemesters keine Zeit mehr haben würde, nach dem Projekt noch ein bisschen zu bleiben, um zu reisen und weitere Orte in Brasilien kennen zu lernen.
Umso überraschter war ich, als mir ein paar Wochen vor meiner Abreise mitgeteilt wurde, dass die NGO aufgrund des Karnevals in der ersten Woche meines Aufenthalts geschlossen sei. Also beschlossen einige der anderen Freiwilligen aus Sao Carlos und ich diese Zeit zu nutzen, um den berühmten brasilianischen Karneval in Sao Paulo mitzuerleben und mitzufeiern.
Die Tage, die wir in Sao Paulo verbracht haben, waren eine einmalige Erfahrung. Egal ob pralle Sonne oder strömender Regen und riesige Pfützen: Die ganzen Straßen waren voller singender und tanzender Menschen. Bei der Musik konnte man gar nicht anders, als direkt mit zu tanzen. So habe ich meine ersten Tage in Brasilien tanzend in den Straßen der Millionenstadt Sao Paulo verbracht.
Nach dieser verrückten und wundervollen ersten Woche ging es für mich auf nach Sao Carlos, um die kleine NGO Casa da Criança im Marketingbereich zu unterstützen und so ihren Bekanntheitsgrad und die Anzahl der Sponsoren zu erhöhen. Casa da Criança ist eine kleine NGO am Stadtrand von Sao Carlos, die sich der Betreuung und Unterstützung von Kindern aus ärmeren Verhältnissen widmet.
Da mein typischer Arbeitstag in der NGO nicht vor 11 Uhr angefangen hat, habe ich diese Gelegenheit häufig genutzt und ausgeschlafen. Meist bin ich zwischen 9 und 10 Uhr aufgestanden und habe erstmal gefrühstückt. Immer Teil des Frühstücks: Obst, wirklich sehr viel Obst! Mango, Papaya, Melone – einfach alles hat in Brasilien fruchtiger und intensiver geschmeckt.
Wenn ich schließlich fertig gefrühstückt hatte und bereit für die Arbeit war, habe ich ein Uber bestellt. In Brasilien ist man oft mit Uber unterwegs, meist häufiger als mit dem Bus. Mit dem Uber zu fahren ist dort viel verlässlicher und sogar billiger.
In der NGO angekommen, habe ich mich zunächst kurz mit meiner Kollegin Chris in der Küche zu unserem morgendlichen Ritual getroffen: Kaffee und Sprachunterricht. Denn mein Portugiesisch war noch auf Anfängerniveau und Chris hat kaum Englisch gesprochen. So wurde jede Unterhaltung zu einer kleinen Herausforderung.
Nach der Vorbesprechung der anstehenden Aufgaben sind wir ins Büro gegangen und haben gearbeitet. Während sich Chris um die Finanzen gekümmert hat, war ich im Rahmen meines Projektes vor allem für das Marketing und Fundraising verantwortlich.
So habe ich in meiner Zeit dort zunächst die bisherigen Marketingmaßnahmen und die Präsenz auf Social Media Plattformen analysiert und basierend darauf eine Marketingstrategie für die Zukunft ausgearbeitet.
Diese umfasste unter anderem die Überarbeitung der Social Media Seiten, die Ausführung eines kleinen Events inklusive Fußballmatch und eine Promotionaktion in der Innenstadt. Neben der Verwaltung von Social Media umfasste meine Arbeit daher auch das Kontaktieren von Sponsoren und die Planung und Organisation kleinerer Marketingaktionen.
Insgesamt hatte ich sehr viel Freiheiten bezüglich der Umsetzung meiner Ideen. Das Schöne an einem Freiwilligenprojekt in diesem Arbeitsbereich ist, dass man keine praktischen Vorkenntnisse benötigt. Es ist viel wichtiger, dass man Motivation und Kreativität mitbringt und erkennt, wie man die NGO bei ihrer Arbeit am besten unterstützen kann.
Genau aus diesem Grund hatte ich mich für das SMART Projekt entschieden. Für mich war es die perfekte Mischung. Ich konnte in ein neues Land reisen und seine Kultur kennen lernen, neue praktische Erfahrungen für mein Studium sammeln, aber vor allem hatte ich die Möglichkeit, etwas Positives zu bewirken und einer NGO zu helfen, die bedürftige Kinder und deren Familien unterstützt.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen habe ich meist die Gelegenheit genutzt, Bild- und Videomaterial für das Social Media Marketing zu sammeln. Eine große Freude war das vor allem an den Tagen, an denen der „Spielzeugladen“ oder der „Markt“ geöffnet hatte, denn eine Besonderheit der NGO war, dass sie ein ganzes Zimmer voller Spielsachen als kleinen Laden benutzt haben.
Hatten die Kinder in der Schule gute Noten bekommen, haben sie dafür Spielgeld erhalten und durften sich damit im Laden etwas kaufen. In einem kleinen Gruppenkreis wurden die ausgewählten Spielsachen im Anschluss begeistert entgegengenommen. Zusätzlich wurde wöchentlich ein Markt mit frischem Obst und Gemüse für die Kinder veranstaltet, um die Kinder und ihre Familien auch außerhalb der NGO mit zusätzlichem frischen Obst und Gemüse zu versorgen.
Gegen 16 Uhr hatte ich in der Regel Feierabend. Mit dem Uber ging es wieder nach Hause in die Wohnung meiner Gastfamilie, die für mich in meiner Zeit in Brasilien wie ein Zuhause war. Meine Gastfamilie war großartig. Cler und Juliano haben mich so herzlich bei sich aufgenommen, dass ich mich vom ersten Tag an wohl gefühlt habe.
Ob beim Einkaufen auf dem großen Markt oder beim gemeinsamen Kochen, die beiden haben sich stets darum bemüht, mir so viele landestypische Gerichte und Getränke wie möglich zu zeigen.
Von Coxinha und Tapioca über Pão de quejo und Brigadeiro bis hin zu Guaraná und Cachaça, immer wieder hieß es: „Du darfst Brasilien nicht verlassen, bevor du das nicht probiert hast!“
Schon am ersten Tag haben sie mich gewarnt, dass man in Brasilien wirklich viel essen würde und ich muss sagen, dass sie damit absolut Recht hatten!
Aber nicht nur bezogen auf den kulinarischen Aspekt, sondern ganz allgemein kann ich sagen, dass ich ohne meine liebe Gastfamilie wohl nur halb so viel von der brasilianischen Kultur kennen gelernt hätte.
Am Abend habe ich mich meist noch mit den anderen Freiwilligen getroffen. In Sao Carlos waren zu dieser Zeit noch weitere Freiwillige aus Deutschland, Rumänien, Australien und Kolumbien. Gewöhnlich haben wir uns in einem kleinen Geschäft getroffen und – wer hätte es gedacht – gegessen.
Oft haben wir dort einfach den ganzen Abend gesessen und uns über unsere Projekte und Erfahrungen unterhalten. Fast immer waren lustige Geschichten über die Kinder aus den NGOs dabei, die uns während unserer Projektzeit wirklich allen sehr ans Herz gewachsen sind.
Rückblickend war für mich jeder Tag eine wertvolle Erfahrung und die Zeit dort ist viel zu schnell vorbei gegangen. Ich habe so viele schöne Erinnerungen und ich möchte das Versprechen an meine Gastfamilie unbedingt einhalten und bald wieder dorthin zurück fliegen!
Die Zeit in Brasilien und die Arbeit an meinem Projekt waren für mich sehr bereichernd und ich kann es jedem nur empfehlen!
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